Wo fängt Innovation an?

Mehrwerte durch Individuallösungen

News & Insights

veröffentlicht am 20.10.2024

Ein heller Besprechungsraum über den Dächern des Gewerbegebiets in Unterschleißheim: Die Tür geht auf und CTO Marcus Gögelein betritt das Zimmer. Sein Team wartet gespannt, während er still ein kleines Bauteil auf den Tisch legt. Es ist unscheinbar, nur wenige Millimeter groß, doch jetzt wird es zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Dafür“, sagt Gögelein, „brauchen wir eine neue Lösung“.

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So oder so ähnlich beginnt manches neue Projekt bei IMM Photonics in Unterschleißheim. Denn das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Fertigung von Individuallösungen im Kundenauftrag spezialisiert. Den Schwerpunkt bilden dabei Laser und Optiken, wie sie beispielsweise in der Medizintechnik, der Biotechnologie, Messtechnik oder Datenübertragung zum Einsatz kommen. „In anderen Worten: Wir entwickeln Lösungen für Lösungen“, erklärt K. Julius Weder, der das jüngste Mitglied in Gögeleins Entwicklerteam ist.

 

Einzigartig, besser, einwandfrei

Kunden wenden sich an IMM Photonics aus verschiedensten Gründen. Manchmal steht eine komplette Laser-Neuentwicklung nach einem detaillierten Leistungs- und Anforderungskatalog an. Ein andermal geht es darum, ein altes abgekündigtes optoelektronisches Bauteil zu ersetzen. Aber bitte nicht mit einem einfachen Drop-in-Replacement, sondern so, dass dieses neue Produkt auch für zusätzliche, sehr komplexe Anwendungen des Kunden passt. Manchmal geht es aber auch um die Fehlersuche in einem bestehenden Design, bei dem ein verzweifelter Auftraggeber sich Hilfe durch die Spezialisten erhofft, oder um die Fertigung von Klein- und Kleinstserien.

Jenseits von Standards

Innovation steht bei IMM Photonics damit auf der Tagesordnung. Denn ob Lasermodule, -kollimatoren, LED, Detektoren oder Treiberelektronik: Standardlösungen reichen oft nicht aus, um die komplexen Probleme zu lösen, vor denen die Auftraggeber des Unternehmens stehen. In anderen Fällen genügen sie nicht, um die neuartigen Produkte zu schaffen, die Mehrwerte liefern und Wettbewerbsanteile sichern. Der Ausgangspunkt jedes Auftrags sind daher individuelle Anforderungen und Wünsche aus verschiedensten Branchen, die sorgfältig analysiert und entsprechend angepasst werden.

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Weg des geringsten Widerstands

Wie aber geht das Entwicklerteam anschließend vor: Gibt es dafür eine Art Patentrezept? „Am Anfang steht tatsächlich sehr häufig, das klassische Brainstorming“, erklärt Entwicklungsleiter Gögelein, doch der Prozess, der hinterher folgt, ist nahezu nie derselbe, denn das hängt von den Kundenanforderungen ab.

Das Einzige, was man vielleicht sagen könne, sinniert Weder, sei „dass es beim Entwickeln ja eigentlich immer um den Weg des geringsten Widerstandes geht, auch wenn das erst mal total unsexy klingt.“ Er erklärt das an einem Beispiel: „Ist eine Anforderung nämlich gering, dann brauche ich nicht sofort eine große Simulation. Will ein Kunde beispielsweise lediglich, dass Licht in einer sehr rudimentären Form in einer bestimmten Form, Größe und Entfernung irgendwie ankommt, dann kann ich auch einfach mal eine Linse vor eine Lichtquelle klemmen und gucken: Passt der Spot hinten?“ In diesem Falle würde man also nicht sofort mit dem Rechnen anfangen, sondern zunächst fragen: Gibt es etwas Vergleichbares?

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Trichter-Prinzip der Entwicklung

Im Großen und Ganzen, so erklären die beiden Entwickler, könne man das mit einem Trichter vergleichen:

  • Auf der obersten Stufe steht die Frage: Haben wir so etwas schon und können wir das, was wir machen, adaptieren?
  • Klappt das nicht, so folgt die zweite Stufe: Können wir etwas, was wir schon haben, variieren? Dann machen wir das.
  • Der Filter der dritten Stufe lautet: Was genau müssten wir neu machen, damit es funktioniert?
  • Die vierte Stufe fragt: Wenn wir völlig innovativ wären und ganz neu denken würden: Lohnt sich dann die Kraft, die wir hineinstecken würden, im wirtschaftlichen Sinne?
  • Die fünfte und letzte Stufe checkt schließlich, die physikalische Machbarkeit. Denn manchmal, so wissen Gögelein und Weder, „spielen die Gesetze der Natur einfach nicht mit. Dann stoßen selbst die größte Genialität und Erfahrung an ihre Grenzen.

Weil Innovation Kraft kostet

Nur wenn man mindestens eine dieser Stufen mit „Ja“ beantworten könne, sei das Projekt sinnvoll und machbar. Deutlich veranschaulicht das Trichtermodell aber auch, dass Innovation auf verschiedenen Niveaus geschehen kann. Sie reicht von der einfachen „Rekombination“ in den oberen Teilen des Trichters bis zur kompletten Neuentwicklung. „Die Leistung, die wir erbringen müssen, steigert sich mit jeder Stufe“, meint Gögelein und fährt fort: „Daran sieht man wunderbar: Innovation kostet immer Kraft. Ich glaube, das wird bei dem Buzzword immer sehr stark unterschlagen. Echte Innovation braucht Geld, Zeit, Denkarbeit, Versuche und Fehlversuche.“

Von der Idee zur Wirtschaftlichkeit

Doch was genau ist nun ‚echte‘ Innovation? „Da der Mensch nichts neu erfinden, sondern nur neue Zusammenhänge und Verbindungen herstellen kann, ist jede Innovation letztlich eine Rekombination. Je mehr Unbekannte man bei dem, was man entwickeln muss im Spiel hat, desto mehr Innovation ist notwendig und/oder möglich“, meint Weder und ergänzt: ‚Echte‘ Innovation ist für mich eine Rekombination von bestehenden Modulen mit sehr, sehr wenig Datenpunkten.“

Dementsprechend sei der Trichter eine Art Gradient, der Gögeleins Team herauszufinden hilft, ob das Maß an Aufwand, den es einsetzt, für das Ziel des Kunden gerechtfertigt ist. So stellt es von Anfang an sicher, dass für den Auftraggeber nur so viel Kosten entstehen, wie tatsächlich nötig sind. Denn bei IMM geht es nie um Ideen der reinen Ideen willen, sondern immer darum, neue Prozesse und Technologien zu ermöglichen, oder bestehende zu verbessern.